Ein Spaziergang durch die Geschichte

Aller Anfang…

Eine Reise beginnt immer mit einer Planung. Viele Geschehnisse aus der Vorzeit liegen bedauerlicherweise noch im Dunkeln. Jedoch werden, sei es aus Zufall oder ausgelöst durch den beharrlichen Willen Einzelner, immer wieder faszinierende Relikte aus längst vergangenen Zeiten entdeckt, die das Puzzlespiel der Erkenntnisse über diese Zeiten aufhellen, erweitern und vervollständigen aber auch zuweilen bisherige Erkenntnisse und Planungen durcheinander würfeln.

Ich für meinen Teil werde nun versuchen, die Reiseplanung einzuhalten und Ihnen/Euch über unser Föhrden-Barl zu berichten.

Fangen wir mal ganz früh an.

Eiszeitliche Gletscherausläufer haben unser Landschaftsbild Mesolithischer Kernsteingeprägt und somit die Voraussetzungen für das Bramautal geschaffen.

In der folgenden Steinzeit konnten die damaligen Menschen dieser Landschaft schon etwas abgewinnen. Jagen und Sammeln bildeten damals die Nahrungsgrundlage und ermöglichten damit überhaupt das Leben in dieser Region. Die auf beackerten Feldern entdeckten Funde alltäglicher Gebrauchsgegenstände wie Steinaxt, Speerspitzen und Schaber aus Flintstein, sind Beweise für die Anwesenheit von Menschen in der damaligen Zeit. Der Fund eines mesolithischen Kernsteines Bild 1 lässt auf das Vorhandensein menschlicher Besiedelung, 7000 bis 8000 Jahre vor Christus schließen.

Steinzeitliches Beil
Feuerschläger
Flintsteindolch
Aus der Zeit des Mittel- bzw. Spätneolithikums liegen uns ein Steinbeil, ein Feuerschläger und auch ein Flintdolch vor (die Spitze ist abgebrochen und nachbearbeitet). Wenn wir heute diese Fundstücke betrachten, können wir uns kaum noch eine Vorstellung machen, welche Erfahrung, welches Können und Geschick bei der Herstellung dieser ersten Hilfsmittel aufgebracht werden mussten.

Aus der Bronzezeit sind noch 2 Hügelgräber, nördlich Bronzeschwert der B206 in Richtung Bad Bramstedt, am Ortsausgang zu sehen. Ein weiteres Hügelgrab befand sich nördlich vom Herrenholzweg vor der Überwegung des Stapelkamper Baches. Es wurde 1926 eingeebnet. Der Sand wurde für die Befestigung des Herrenholzweges verwendet. Zuerst hieß es, dass keine Funde gemacht wurden, später wurde beim Überpflügen des Ackers ein Bronzeschwert gefunden (Bild 5).

UrneAus der nachfolgenden Eisenzeit stammen die Urnen, die man beim Tiefpflügen bzw. beim Graben von Pflanzlöchern auf dem Hager Kamp fand
(Bild 6).

Die Zeit stand danach nicht still. Kriege und Völkerumschichtungen in der Folge davon zogen über das Land. Um 800 n. Chr. begann Karl der Große, die Sachsen zu christianisieren. Holsten, Stormaner und Dithmarscher, die zum Stamm der Sachsen zählten, waren nicht eben sehr begeistert von diesem Vorhaben des Kaisers. Mit militärischem Druck wurde das Ziel dann aber doch durchgesetzt. Die kaiserlichen Truppen wurden damals mangels vorhandener Wege mit Schiffen über die Elbe, dann auf der Stör, tief in das Landesinnere transportiert. Als erster Stützpunkt zur Errichtung einer Befestigungsanlage bot sich damals ein Geestvorsprung mit der Bezeichnung „Oldenburgskuhle“ am heutigen Westrand zu Heiligenstedten an. Die Ringwallburg wurde Esesfelth benannt und etwa 200 Jahre genutzt.

Danach errichteten die Billunger – ein sächsisches Die Esesburg Adelsgeschlecht, das von Kaiser Otto I. mit der Wahrnehmung seiner Interessen betraut war – als Grenzfestung die Burg Echeo, auch Etzeho benannt. Die Burg wurde auf einer Störschleife errichtet, wobei die engste Stelle der Schleife durchstochen wurde und eine Insellage entstand (Bild 7). Die Besatzung erhielt durch diese Maßnahme einen höchstmöglichen Schutz vor Überfällen.

Hier am südwestlichen Ausgang des Landes von Heer-, Handels- und Ochsenwegen und der herausragenden Wichtigkeit der vorhandenen Wasserwege, der tiedenabhängigen Stör und ihrer Zuflüsse (Bramau), entstand der Ort Itzehoe. Bis zum Bau der Elbbrücken war hier der Ausgangspunkt für die damalig wichtigste Querung über die Elbe.

Wir nähern uns…

Von dort aus wurden nun Wege gesucht, um in das Innere des Landes vorzustoßen. Diese Wege wurden damals in erster Linie für Truppenbewegungen benötigt. Sie mussten eine kurze Verbindung zum Ziel gewährleisten. Sümpfe, Moore und Niederungsgebiete waren hinderlich, weil nicht passierbar und wurden infolgedessen umgangen. Flüsse überquerte man gemeinhin dort, wo es eine Furt erlaubte.

Für einen Weg nach Osten über Kellinghusen weiter in das stormanische Kerngebiet bot sich die Furt über die Bramau hier bei uns an. Die spätere Ortsbezeichnung Föhrden entstammt der Bezeichnung Furt. Der Name Barl bedeutet kahler Hügel, eine für heutige Verhältnisse nicht gerade Übersichtskarte Handelswegeschmeichelhafte Bezeichnung für einen Ort, aber für damalige Verhältnisse ein guter Ort, an dem sich Truppen schnell und unkompliziert bewegen konnten. An dieser Furt sind dann wahrscheinlich die ersten Siedlungen entstanden. Im Laufe der nachfolgenden Zeit wurde daraus das Dorf Föhrden-Barl.

Hier gabelte sich der Weg. Einmal über die Furt nach Süden, der andere Weg führte in Richtung Hitzhusen und dann weiter nach Bramstedt (Bild 8).

Warum das Ganze?

Bedenkt man zunächst, dass zwischen den damaligen Bevölkerungsgruppen, den sächsischen Stämmen auf der westlichen Seite unseres Landes und den slawischen Stämmen auf der östlichen Seite ständige territoriale und räuberische Auseinandersetzungen das Tagesgeschehen bestimmten. Trennlinie war der sogenannte Limes Saxonie. Den Verlauf dieser Grenze stellt man sich am besten als schwer zugängliches Gebiet vor, das von Flüssen, Mooren und undurchdringlichen Wäldern geprägt wurde. Es erstreckte sich von der Elbe bei Lauenburg bis nach Kiel. An den wenigen Wegeverläufen durch dieses Gebiet befanden sich sowohl slawische als auch sächsische Burganlagen. Darunter versteht man einen Ringwall, der, wenn vorhanden, als Schutz vor Angreifern strategisch günstig in die Geländeformation integriert wurde. Konkret bedeutet dies die Einbindung in einen Wasserlauf oder eine Sanddüne, künstlich erweitert durch Erdaufwurf und zusätzlich mit einer oder zwei von Palisaden bewehrten Pforten.

Eine dieser Anlagen befand sich unmittelbar an der Der Burgwall von HitzhusenGemeindegrenze zu Hitzhusen am Hinkenholz auf der ersten Koppel vor dem Wald auf dem Weg nach Bramstedt (etwa der Verlauf der alten B206, jetzt ein Parkplatz; Bild 9). Angenommen wird, dass diese Burg als Kontrollstation für Durchreisende gedient und im Verteidigungsfall als Bastion gegen die Eindringversuche der Slawen bzw. als Zuflucht für die heimische Bevölkerung gedient hat. Eine noch bekannte Flurbezeichnung neben eben dieser Anlage heißt Am Langenhof und lässt deshalb auf eine frühe Besiedlung an dortiger Stelle schließen.

Die südlich gelegene Bramau mit ihren Überschwemmungsflächen und die Sumpfgebiete im Norden sowie die Geländestruktur waren ideale Bedingungen für die Errichtung einer Burganlage an dieser Stelle. Archäologische Untersuchungen über die Anlage sind bekannt und wurden auch bereits veröffentlicht.

Machen wir einen Sprung von ungefähr 500 Jahren…

Die Christianisierung war ein Erfolg der Zeit und in großem Maße ein Erfolg des Schwertes. Im Dorfnamenslexikon von W. Lauer wird Föhrden-Barl ab 1520 erwähnt. Das bäuerliche Leben der Bewohner im Ort war wohl schon damals daseinsbestimmend.

In dieser Zeit bildeten sich Gemeinschaften in abgegrenzten Territorien (Gemeindegrenzen). Häuser wurden dort gebaut, wo Wasser vorkam und Land urbar gemacht werden konnte. Wenn ein Haus gebaut wurde, setzte man die Stützpfosten in die Erde. Nach sieben bis zehn Jahren gaben diese Balken ihre Standfestigkeit auf, und das Haus wurde an einer anderen Stelle neu gebaut. Grund war auch, dass die Ackerflächen nach dieser Zeit kaum noch Ertrag brachten, denn die Kraft des Bodens war verbraucht. Düngen war zu dieser Zeit noch unbekannt. Eine neue Fläche wurde gerodet und das neue Haus daneben gestellt. Diese Vorgänge wiederholten sich über die Zeit.

Nach der Erkenntnis, durch Eingabe von Düngern in Form von Mist oder später Mergel die Ertragsfähigkeit des Bodens zu verbessern, begann man auch beim Hausbau umzudenken. Fundamente aus behauenen Feldsteinen gewährleisteten eine wesentlich längere Lebensdauer der darauf ruhenden Holzkonstruktion.

Das Bramstedter Stellenverzeichnis zeigt für die Zeit von 1630 bis ca. 1710 Besitzer und Besitzfolgen der damaligen Höfe auf. Darauf aufbauend hat Hans Riediger in seinem Werk über Bauernhöfe und Geschlechter im Altholsteinischen Siedlungsgebiet des Kirchspiels Bramstedt, im ersten Band, die Gemeinden Fuhlendorf, Föhrden-Barl und Wiemersdorf behandelt. Er beschreibt darin sehr detailliert das Geschehen um die inzwischen als Hufen benannten Höfe in der Zeit von 1630 bis in das 20. Jahrhundert.

VerkoppelungDie Ackerflächen wurden damals gemeinsam von den Bauern bearbeitet. Das Land gehörte der Gemeinschaft (Allmende). Die inselartigen Flächen innerhalb der Gemeinde waren sicher ausgesuchte, gut zu bewirtschaftende Äcker. Sie wurden als Kamp bezeichnet (Bild 10).

Noch heute finden wir diese Flurbezeichnungen in den Katasterkarten und im sprachlichem Gebrauch. Geläufig sind die Namen Wrister (Wester) Kamp, Osterfort(virt)kamp, Hagener Kamp, Stapelskamp und Steenkamp. Weniger bekannt sind noch der westlich vor dem Osterfort(Virts)kamp liegende Virtskamp, der Lauerskamp oder die Bezeichnung Vorn auf dem Kamp.

Nach dem Bericht des Lehrers Wilhelm Mohr (1907-1945 in Föhrden-Barl), trafen sich die Bauern am 10. November (Martini) jeden Jahres und rechneten Kosten und Erlöse ab. Der Gewinn wurde unter ihnen aufgeteilt. Bei einigen führte diesen zu gehobenen Wohlstand. Ein Beispiel dafür:

Damals war der sonntägliche Besuch des Gottesdienstes so etwas wie eine Pflichtveranstaltung. Dieser Besuch wurde stehend im Kirchenschiff abgeleistet. Insgesamt war der Ablauf des Gottesdienstes mit der heutigen allgemein kurzen Verweildauer in der Kirche nicht sonderlich vergleichbar. Kaufbrief über einen KirchenstuhlSitzplätze waren nur für besonders angesehene und hochgestellte Persönlichkeiten vorhanden. Aber durch Zahlung eines, für damalige Zeit sehr hohen, Geldbetrages, konnte man sich eine Bestuhlung kaufen. Darüber wurde dann ein Vertrag gemacht, und nach erfolgter Zahlung war dieser Platz für alle Zeiten das Eigentum des Käufers und sogar seiner Nachkommen.

Ein entsprechender Kaufbrief aus dem Jahr 1762 wegen eines Kirchenstuhls für Jürgen Kruse, Einwohner und Hufner von 1754 bis 1785 in Barl, ist in Bild 11 dargestellt.

Je näher wir dem Heute kommen, desto genauer werden wir

Ab 1781 wurde die gesamte Gemeindefläche aufgeteilt. Dieser Vorgang wurde als Verkoppelung bekannt (Bild 10). Im Ort hatten sich zu der Zeit acht Höfe etabliert. Bei der Aufteilung der etwa 900 ha großen Gemeindefläche ergab das für jeden Hof eine Größe von etwa 100 ha.

Diese Fläche setzte sich aus einzelnen Feldern, die ringförmig um den Dorfkern angeordnet waren, zusammen. Die Feldgröße variierte nach Lage und Bonität des Bodens. Jeder Besitz erhielt entsprechend gleichwertige Flächen. War eine 8er Teilung auf Grund der Grenz- oder Geländebegebenheiten nicht möglich, erhielten die Benachteiligten entsprechende Waldstücke.

Diese Aufteilungsform stellte zu der Zeit ein Optimum an Gerechtigkeit dar. Aber sicherlich gab es auch damals schon Unzufriedenheit über so manche Entscheidung. Heute würde man schon bei Betrachtung der Anfahrts- und Transportwege eine solche Aufteilung logistisch und ökonomisch als katastrophal bezeichnen.

Die Auswirkungen der Verkoppelung konnten im Laufe Torfrechteder nachfolgenden Zeit durch Kauf und Verkauf, Tausch und Zusammenlegen abgemildert werden, sind aber im Grunde immer noch vorhanden. Über diese Zeit liegt entsprechender Schriftverkehr der Bauern mit dem Vertreter des Dänischen Königs, dem Amtmann mit Sitz in Segeberg, vor.

Schon 1812 waren die Torfflächen in Barl erschöpft. Im Lentföhrdener Moor wurde damals eine große Parzelle gekauft und unter die Vollhufner verteilt. Hier wurde noch bis etwa 1955 Torf als Heizungsmaterial abgebaut.

1842   Die Schulchronik verweist auf das Vorhandensein einer Schule. Sicher ist, dass es auch schon davor einen Lehrer im Ort gegeben hat. Im Landesarchiv Schleswig liegt ein Schreiben, in dem am 19. Juli 1811 ein Schullehrer Hans Harders genaue Auskunft über eine Anfrage des Holsteiner Generalsuperintendenten an diesen berichtet. Die Schulchronik weist auf zwei Schulgebäude hin. Das eine in Föhrden, das andere in Barl. Das Besondere dabei war, dass der Unterricht alle vier Jahre zwischen diesen Gebäuden wechselte. Das freigewordene Gebäude wurde in dieser Zeit vermietet. Der Grund für diese Regelung war, dass die Schüler über die acht Jahre der Schulzeit gleiche Belastungen beim Schulbesuch tragen, denn das Übersetzen über die Bramau war, besonders im Winter,immer problematisch. Auf diese Weise wurden diese Beschwernisse für alle Schulbesucher gleichermaßen verteilt.

Der Lehrer W. Mohr beschrieb eine weitere damals praktizierte Möglicheit, die Bramau zu queren. Im Stall des derzeitigen Hofes Harbeck stand ein Pferd, welches jeder nach Zahlung eines Obolus nutzen konnte, um trockenen Fußes über die Au zu kommen. Umgekehrt soll das Pferd auf Pfiff ohne Reiter über die Au gekommen sein, um auch von dieser Seite seine DiensteSchulmatrikel anzubieten.

Das Barler Schulhaus stand in der Dorfstraße gegenüber dem Hof Harbeck und wurde 1936 abgerissen. Das Föhrdener Schulhaus steht noch als Wohnhaus in der Osterstraße 10. Die Protokolle des Schulkollegiums (Bild 13) der Schulgemeinde Föhrden-Barl von 1875 bis 1936 geben für den Interessierten Auskunft über die Handhabung, den Ablauf und die Organisation des Schulwesens in dieser Zeit.

1843   In diesem Jahr wurde ein Kochbuch mit dem Titel Die Holsteinische Küche gedruckt. Das Buch stammt aus dem Nachlass meiner Großmutter Anne Schnack. Es ist anzunehmen, dass es aus dem Familienbesitz Fock/Schnack stammt. Einige Rezepte aus diesem Buch wurden kürzlich in einem neu verfassten Kochbuch für die Holsteiner Auenlandschaft eingebunden. Die Titelseite dieses Kochbuches zeigt übrigens ein Foto der uns allen bekannten Auenlandschaft mitten im Herzen Föhrden-Barls.

1850   Die Straße von Bramstedt nach Wrist wurde ausgebaut. Die Gemeinde musste Land und Material zum Bau stellen. Die Straße wurde schnell zu einer viel genutzten Verkehrsader von Kaltenkirchen und Bramstedt nach Wrist zur Bahnstation.

1856   Ein Damm zur Furt durch die Bramau wurde aufgeschüttet. Eine erste Holzbrücke wurde gebaut.

Alte Schule1857   In der Folge konnte die Praxis des alle vier Jahre wechselnden Schulstättenbesuches aufgegeben werden. Eine neue Schule wurde auf dem heutigen Grundstück Hauptstraße 6 gebaut. (Bild 14)
1864   In diesem Jahr musste Dänemark die Herzogtümer Schleswig und Holstein abgeben. Entsprechende Kriegshandlungen zwischen dänischen Truppen und den Truppen des Deutschen Bundes (Preußen, Österreich, Hannover) fanden in Düppel (Dänemark) zugunsten letzterer ein Ende. Nach 400 Jahren des Zusammenlebens war der dänisch-schleswig-holsteinische Gesamtstaat am Ende. Preußen und Österreich teilten sich den Zugewinn. Nach Kriegshandlungen zwischen beiden Staaten (Schlacht bei Königgrätz 1866) fiel auch der österreichische Zugewinn an Preußen.

1866   ist das Herausgabejahr des Romans von Johanna Mestorf mit dem Titel Wiebeke Kruse – eine holsteinische Bauerntochter. Die Titelperson Wiebeke Kruse wird darin als Tochter des Vollhufners Hans Kruse aus Föhrden-Barl benannt. Die Autorin hat die Herkunft als historisch belegt beschrieben.

Die Geschichte des Romans nimmt in Bramstedt Gruß aus Föhrden-Barlan der Bramau ihren romantischen Lauf, als Christian IV, damals König von Dänemark, Wiebeke beim Wäschewaschen an der Beeker Brücke erblickt. Sicher ist, dass Wiebeke erst als Kindermädchen an den dänischen Königshof kommt, später zwei Kinder gebärt, und bis zum Tod des Königs (1648) an seiner Seite lebt (Bild 15). Kurze Zeit danach stirbt auch Wiebeke Kruse im gleichen Jahr.

Über die Herkunft der Wiebeke Kruse werden von Historikern, Heimatforschern und selbsternannten Experten mehrere Standorte benannt, die über eine Verbindung zu ihr Aufschluss geben. Alle bislang bekannten Dokumente geben allerdings keine neuen stichhaltigen bzw. belegbaren Erkenntnisse über den Geburtsort. Wir Föhrden-Barler halten uns am besten an das, was Johanna Mestorf in ihrer Zeit so gesehen und beschrieben hat.

Die Wiege unserer Wiebeke Kruse stand somit in Föhrden-Barl, dem einzigen Wiebeke-Kruse-Dorf.

1870   Der Dorfschullehrer Saggau baut erstmalig hierzulande eine Vorrichtung zum Reinigen von Getreide. Um die Spreu vom Korn zu trennen, wurde bis dahin an einem windigen Tag das gedroschene Korn mitsamt der Spreu aus der Höhe, langsam rieselnd, auf eine Plane geschüttet. Spreu, Staub und sonstige leichte Verunreinigungsteile wurden durch den Wind davongetragen, lediglich die Körner fielen auf das Bodentuch.

WindfegeDie Idee des Lehrers Saggau bestand darin, eine witterungsunabhängige Winderzeugung und dadurch eine effektivere Nutzung zu bewirken. Durch eine Drehbewegung wurde in einem beidseitig offenen Holzkasten ein Flügelkreuz in Bewegung gesetzt, welches einen Windstrom erzeugte. Über einen Zuführungsschacht wurde das ungereinigte Korn zunächst zugeführt. Der Windstrom im Kanal blies Spreu und Fremdkörper nach außen. Das Korn fiel durch ein Siebgitter in einen Ablaufschacht in den Sack. Es war wohl eines der ersten mechanischen Hilfsmittel für die ländlichen Betriebe und damit der Anfang immer besser funktionierender Mechanik in der Landwirtschaft (Bild 16).

1871   An der Kreuzung Neuer Damm/Dorfstraße Friedenseichewurde nach Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges (1870/1871) eine sogenannte Friedenseiche gepflanzt. Der besonders gut gewachsene Baum ist als Naturdenkmal im Kreis Segeberg eingetragen (Bild 17). Eine weitere Eiche aus dieser Zeit steht ebenfalls in der Dorfstraße auf dem Hof Schnack.

1888 Gründung der Bramau-Berieselungs-Gesellschaft

Die Gemeinden Hagen, Hitzhusen und Föhrden-Barl schlossen sich zusammen und gründeten die o. a. Gesellschaft. Ziel war, die landwirtschaftlich bislang ungenutzten Bramauwiesen zu kultivieren und zur Heugewinnung zu nutzen. Hagen hatte bei der Verkoppelung Bramauwiesen in der Gemarkung von Föhrden–Barl erhalten. Die Föhrden-Barler erhielten als Ausgleich dafür bis in die Gemarkung von Wrist hineinragende Wiesenflächen.

Bramau-BegradigungDer Föhrden-Barler Bauer Hans Rühmann hatte schon um 1850 seine Wiesen eingedeicht und bewässerte mit von einer Windmühle betriebenen Wasserschnecke diese Flächen. Der Erfolg beim Ertrag der Heuernte regte die übrigen Bauern zu dieser arbeits- und kostenintensiven Maßnahme an. Die Bramau wurde in den folgenden Jahren aufwendig begradigt und die beidseitigen Flächen kultiviert (Bild 18).

Im Abstand von etwa 1,5 Kilometern wurden im damaligen SchleuseSprachgebrauch sogenannte Schleusen gebaut. Heute würde man diese als Sperrwerke mit einem variablen Schottensystem bezeichnen (Bild 19). Zu beiden Seiten des Bramautales wurden sogenannte Staugräben ausgehoben, die in Höhe der nächsten Schleuse in einem toten Arm endeten.

Die das aufgestaute Wasser zu den Staugräben leitenden Gräben nannte man Achtergräben (hintere Gräben). Aus den Staugräben konnte nun individuell über ein Auf- und Absperrsystem, den sogenannten Tuten, von den Grundbesitzern der Wiesen die Aufzugsgräben bewässert werden. Diese lagen meist parallel zu den Staugräben, durch einen Damm getrennt. Von den Aufzugsgräben gelangte dann das Wasser in die Grüppen. Dies waren spatenbreite, sich totlaufende mindertiefe Gräben, auf dem Mittelrücken der einzelnen, etwa sechs Meter breiten, gewölbten Berieselungsstücke. Das Wasser rieselte dann durch das Erdreich, und die begehrten Nährstoffe wurden ausgefiltert und verblieben als Düngung zurück.

BerieselungDas Wasser sammelte sich nun in den muldenhaften Vertiefungen zwischen den einzelnen Stücken und gelangte über den Aftochgraben (Abzugsgraben) hinter der nächsten Schleuse wieder in die Bramau (Bild 20). Die Bewirtschaftung erwies sich jedoch als sehr aufwendig. Zudem konnten die schmalen Grasstreifen nur in mühevoller Handarbeit geerntet werden. Nach Einführung von durch Pferde gezogenen mechanischen Mähwerken geriet diese Form der Berieselung und damit Düngung aus der Bewirtschaftungsform.

1909   Die Holzbrücke über die Bramau wird durch eine Stahlkonstruktion auf zwei gemauerten Stützpfeilern ersetzt.

1910   Eine neue Schule wird gebaut. Das Gebäude ist noch vorhanden, inzwischen als Wohnhaus umgebaut – Schulstr. 7.

1913   Die Kreisstraße von der B206 abführend nach Hagen wird gebaut. An der Straße, kurz hinter der Gemarkungsgrenze auf Hagener Gebiet, wurde bis in die 50er Jahre eine Ziegelei betrieben.

1920   Zum Gedenken an die Gefallenen des I. Weltkrieges errichtete die Gemeinde ein Denkmal vor dem Schurenbrook.Laufende Rechnung

1921   Die Spar- und Darlehnskasse Föhrden-Barl wird gegründet (Bild 21).

1934   Der Hof des Bauern Heinrich Schnack brennt ab.

Die Freiwillige Feuerwehr Föhrden-Barl wird gegründet.

1936   Das alte Schulhaus in der Dorfstraße gegenüber Hof Harbeck wird abgebrochen. Letzter Bewohner war H. Zornig.

1941   Im Kriegswinter wurde es im Januar sehr kalt. In der Folge fror die Bramau zu. Nach Ende der Frostperiode setzte schnell Tauwetter ein. Eisgang und mitgeführte Hölzer setzten sich zwischen den Pfeilern der Brücke dicht. Erst nach Fortspülung einer der Pfeiler, war die Gefahr einer Zerstörung der restlichen Brücke abgewendet.

1946   Eine Volkszählung nach Kriegsende ergibt 414 Einwohner, 187 männlichen und 227 weiblichen Geschlechts. Zu den 180 Einheimischen kamen 234 Flüchtlinge dazu.

1952   Die Kreisstraße von Föhrden-Barl über Krücken nach Weddelbrook wird fertig gestellt.

1962   Der Gemeinderat beschließt, die Bauanfragen von Bürgern aus der Gemeinde in der späteren Stapelskamper Straße zu befürworten.

1965   Der Verlauf der Bundesstraße 206 wird innerörtlich verändert.

B206: Alter/neuer VerlaufUrsprünglich lief der Verkehr, von Wrist kommend gesehen, auf der heutigen Schulstraße. Weiter verlief die Straße in einer stark überhöhten S-Kurve auf die jetzige Hauptstraße in Höhe des Hauses Johannsen. Ein Straßenkreuz bildeten damit die Dorfstraße und nach Norden der Redder (Bild 22). Hier ereigneten sich bis dahin übermäßig viele Verkehrsunfälle.

Im selben Jahr wurden weitere gravierende Veränderungen in der Gemeinde durchgeführt – die Kreisstraße K59 wurde als „Neuer Damm“ neu gebaut. Darin eingeschlossen war auch eine neue Brücke, die den Anforderungen des Verkehrs und wohl auch den militärischen Forderungen aus damaliger Sicht entsprach.

In der Gemeindevertretung wurde der Beschluss zum Bau einer Kläranlage für die neuen Häuser im Kellenkrug und Stapelskamp gefasst.

Die Installierung einer Ortsstraßenbeleuchtung wurde beschlossen.

Im Rahmen der Veränderung des Verlaufes der Bundesstraße wurde ein Bürgersteig von der Wiebeke-Kruse-Str. bis zum Neuen Damm gebaut.

1967   In der Niederschrift der Gemeindevertretersitzung vom 8. Nov. 1967 gibt der Bürgermeister bekannt, dass alle Bauplätze des Bebauungsplanes 1 (Kellenkrug) verkauft seien.

1968   Auf Grund der geringen Schülerzahl wird der Schulunterricht im Ort aufgegeben. Der Schulbesuch der Grundschüler wurde nach Weddelbrook, der der Hauptschüler nach Hitzhusen verlegt. Die Schule wurde verkauft und vom neuen Besitzer als Wohnhaus umgebaut.

Die zentrale Müllentsorgung wird eingeführt.

Die Osterstraße wird ausgebaut.

1969   Der Hof der Familie Hans Wilhelm Rühmann brennt ab. Der Hof war als Geburtsstätte der Wiebeke Kruse bekannt. Es ist nicht bekannt, ob durch den Brand, der das Gebäude vollkommen zerstörte, auf Wiebeke Kruse weisende Familiendokumente oder sonstige Nachlässe mitvernichtet wurden. An gleicher Stelle wurde dann das Wohnhaus, inklusive der Stallungen der Familie Rühmann, wieder aufgebaut.

1972   Die Gastwirtschaft in Föhrden brennt. Nach Instandsetzung des Hauses wurde der Gastwirtschaftsbetrieb nicht wiedereröffnet. Der schon vorher bestandene Handel mit Tannengrün, Kränzen, Bäumen und Koniferen wurde nun Haupterwerb. Die Firma wurde als Baumkauf bekannt. Nachdem der Besitzer verstorben war, wurde das Gebäude veräußert und zu Wohnzwecken umgebaut.

1976   Die Bundesstraße 206 wird ausgebaut und begradigt. Reste des alten Verlaufes sind in Richtung Hitzhusen auf der rechten Seite die Zufahrt für den landwirtschaftlichen Betrieb zu den Bramauwiesen belassen. Im weiteren Verlauf, auch auf der rechten Seite, ist aus dem ehemaligen Verlauf der große Parkplatz entstanden.

1984   Die Gemeinde wird Mitglied des Wasserbeschaffungsverbandes Mittleres Störgebiet. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die Haushalte mit Wasser aus den Hausbrunnenanlagen versorgt. Eine Qualitätsprüfung für dieses Wasser wurde eingeführt. Die Folge davon waren teilweise kritische Untersuchungsergebnisse. Nach anfänglicher Skepsis der Bewohner des Ortes möchte heute kein Mensch mehr auf das qualitativ hochwertige Wasser aus Brokstedt verzichten.

Im August 1985 war auch diese Umstellung abgeschlossen. Die ausführende Firma Klabunde Rohrleitungsbau Boostedt ist heute nicht mehr auf dem Markt.

1992   erfolgt neben der vielbefahrenen Bundesstraße B 206 der Bau des Radweges von Hitzhusen nach Wrist.

1996   Die Gaststätte „Zur Erholung“ in Barl wird vom Besitzer Christian Kunze geschlossen. Die Gaststätte war 1879 vom damaligen Besitzer Casten Blöcker eingerichtet worden. Ein Imbiss-Stand versorgt seither meist Gäste, die auf der Durchreise sind.

1998   Das Dorfhaus ist fertiggestellt. Viele Hände schaffen viel – nach diesem Motto haben viele Föhrden-Barler dabei mitgeholfen. Nach Schließung der beiden Gaststätten hat die Dorfgemeinschaft wieder einen Raum zur Begegnung. Das Haus beinhaltet einen Versammlungsraum mit Küche, Abstellräumen und Toiletten. Daran angeschlossen ist der Feuerwehrtrakt. Unter dem Namen Bramauhus ist unser ganzer Stolz auch in der weiteren Umgebung bekannt und wird seitdem für Anlässe im Dorfgeschehen, aber auch durch Vermietungen gerne genutzt.

1999   Auf der Schulkoppel (Witten Moos) genehmigt die Gemeinde die Erstellung eines Funkmastes.

2002   Nach Beschluss der Gemeindevertretung im November des Jahres soll ein Gemeindewappen eingeführt werden.

2004   Das Gemeindewappen wird am 8. Mai des Jahres in einer Feierstunde vorgestellt und mit Fahne und Dienstsiegel eingeführt. Das Wappenschild stellt die beiden Ortsteile Föhrden und Barl dar.

Die Ortsteile werden durch die Bramau mit derHalskette Furt in der Mitte getrennt. Föhrden wird durch die drei Buchenblätter, Barl durch einen Halskettenanhänger, dem nachgesagt wird aus dem Besitz der Wiebeke Kruse zu stammen, symbolisiert (Bild 23). Die bogenförmige Erhöhung im Schildhaupt hat zweierlei Bedeutung. Sie symbolisiert zusätzlich den Ortsteil Barl, der sich als entblößter kahler Hügel deuten lässt, und die bronzezeitlichen Hügelgräber. Die Hauptfarbe grün soll auf die große Bedeutung der Landwirtschaft im Dorf hindeuten.

2009   Der Kraftfahrzeugverkehr über die alte Bramaubrücke muss eingestellt werden. Eine Wiederzulassung kann erst nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen erfolgen. Bis dahin ist nur das Begehen bzw. Befahren mit Zweirädern erlaubt. Dadurch entstand eine verkehrsberuhigte Zone, innerhalb der Dorfstraße, vom Ortseingang bis zum Denkmal.

Auf der Ecke Hauptstraße (B206)/Neuer Damm wird das Gemeindegrundstück durch die Freiwillige Feuerwehr gesäubert, geebnet, gefräst, gewalzt und neu angesät. Ein Findling wird aufgestellt und beschriftet.

Mit dem Ortswappen und der Inschrift „Wiebeke Kruse Dorf“ begrüßt der Stein jeden Vorbeikommenden. Die Infotafel daneben weist dem Besucher auf dem Ortsplan seinen Standort, und eine Sitzgruppe lädt zur Rast ein. Zwei Säuleneichen (Föhrden und Barl) runden das Bild des neu geschaffenen Dorfeinganges ab und erfreuen das Auge des Betrachters.

2011   Die letzte Räucherkate in der Osterstraße wird nach dem Besitzerwechsel abgerissen. Heute steht an dieser Stelle ein neues, modernes Wohnhaus (Bild 24).

Alte Räucherkate

Damit bin ich nun, was die Geschichte des Dorfes betrifft, am Ende meiner Reise durch die Zeit. Ich hoffe Ihnen/Euch eine lesenswerte Lektüre in die Hand zu geben, und wenn daraus Fragen entstehen, würde ich mich freuen, darauf angesprochen zu werden.

Ihr/Euer


Hans Jochen Hasselmann
Bürgermeister


Weitere Informationen zur neueren Geschichte des Dorfes finden Sie in der Föhrden-Barler Schulchronik auf www.alt-bramstedt.de (Geschichte und Geschichten aus Bad Bramstedt in Holstein, bearbeitet und zusammengestellt von Jan-Uwe Schadendorf).


Das Urheberrecht der Bilder 1, 3, 4, 5 und 6 liegt beim Archäologischen Landesmuseum, Schloss Gottorf.